Herr Müller kam zu mir mit starken Schmerzen in die
Physiotherapiepraxis.
Er war deprimiert!
Wegen der Schmerzen – klar!
Aber
zusätzlich wegen der Behandlung bei seinem Arzt.
Nach dem dieser nicht einmal
genug Zeit hatte sich die Schmerzsituation von Herrn Müller genau anzuhören,
sagte der Arzt:
„Ja, wenn Sie morgen aufwachen und keine Schmerzen mehr haben,
dann sind Sie tot.“
Ich war entsetzt!
Soll es etwa normal sein, dass man Schmerzen hat?
Soll man sich einfach damit abfinden, dass man nichts gegen die Schmerzen tun kann? Gewöhnt man sich irgendwann an die Schmerzen?
Soll es etwa normal sein, dass man Schmerzen hat?
Soll man sich einfach damit abfinden, dass man nichts gegen die Schmerzen tun kann? Gewöhnt man sich irgendwann an die Schmerzen?
Ich sage ganz klar – NEIN!
Um heraus zu finden, was du gegen deine Schmerzen tun
kannst, musst du erst in deinen Körper
hineinspüren. Denn die Eigenschaft und die Qualität des Schmerzes verrät ganz
viel über die Ursache, wo der Schmerz herkommt. Und dann kannst du auch gezielt
etwas für deinen Körper tun, damit du wieder schmerzfrei wirst.
Dehnschmerz
Wenn ein verspannter oder verkürzter Muskel in die Länge
gezogen wird, dann verspürst du einen ziehenden Schmerz, so als wenn ein
Gummiband übermäßig auseinander gezogen wird. Das kann z.B. bei ungewohnten
Bewegungen, beim Umknicken oder auch bei Dehnungsübungen passieren.
Verspannungen ergeben sich oft aus Fehlhaltung oder einseitiger Belastung. Wenn
diese für längere Zeit bestehen bleiben, kann sich der Muskel sogar so
verkürzen, dass er sich nicht ohne weiteres wieder auf Länge bringen lässt.
Muskelkrampf
Ein Muskelkrampf kann richtig fiese Schmerzen auslösen.
Sicherlich hast auch du schon einmal bei einem Wadenkrampf zu spüren bekommen,
wie sich das anfühlt. So wie der Wadenmuskel kann jeder andere Muskel im Körper
verkrampfen, doch oft nehmen wir diesen Schmerz nicht als Muskelkrampf wahr.
Das kann z.B. bei Kälte, Überlastung oder Fehlhaltung passieren. Bei einem
Muskelkrampf ist der Muskel so in der Aktivität gefangen, dass er einfach nicht
wieder locker lassen kann und dadurch auch nicht mehr optimal durchblutet wird.
Nervenschmerzen
Die Nervenbahnen in unserem Körper reagieren sehr
empfindlich auf Druck, Zug und Entzündungsprozesse. Wenn z.B. ein Nerv durch
einen verspannten Muskel so gedrückt wird, dass er nicht mehr genug Platz hat,
kann das ausstrahlende, brennende Schmerzen verursachen. Bestimmt hast du dich
schon einmal am „Mäuschen“ gestoßen. Das ist die empfindliche Stelle am
Ellenbogen, wo der Unterarmnerv sehr oberflächlich und ohne schützendes
Fettgewebe verläuft.
Und genau dieser Schmerz fühlt sich doch ganz anders an als
ein Wadenkrampf – oder?
Sicher, das tut alles weh, aber wenn du genau hineinspürst,
fühlst du den Unterschied. Und das ist entscheidend für die Wahl der
Gegenmaßnahme, damit du nicht irgendetwas, sondern genau das Richtig gegen
deine Schmerzen unternehmen kannst.
Beweglichkeit
Für mehr Beweglichkeit ist Dehnung genauso wichtig wie
Kräftigung. Gehe bei ungewohnten oder eingeschränkten Bewegungen immer bis an
die Schmerzgrenze, aber nicht darüber hinaus. So forderst du den Körper auf, an
dieser Stelle wieder mehr Bewegung zuzulassen. Wenn du die schmerzhafte
Bewegung vermeidest, wird die Bewegungseinschränkung immer stärker.
Muskelentspannung
Einen verkrampften Muskel kannst du gut mit Dehnung und
Wärme entspannen. Bei einem Wadenkrampf hilft es oft schon, sich auf den
betroffenen Fuß zu stellen. Damit wird der Fuß durch das Körpergewicht in die
Dehnstellung gebracht und der Muskel kann sich wieder entspannen. Damit der
Wadenmuskel nicht wieder verkrampft, machst du regelmäßig eine Wadendehnübung.
Für eine genau Anleitungen zu Dehnungsübungen, schau auf meinen You-Tube-Kanal:
"Wadendehnung" bei holistische Physiotherapie.
Alles, was Wärme an die Muskulatur bringt, sorgt für
Entspannung. Das kann eine heiße Dusche, ein Bad, Sauna, eine Wärmfasche, ein
Heizkissen, ein Wolltuch oder ein
durchblutungsförderndes Öl (z.B. Chili-Öl) sein.
Die
Nerven liegen blank
Die Nerven zu beruhigen ist wohl etwas schwieriger. Wenn du
eine Entzündung und deshalb Schmerzen hast, dann ist an der betroffenen Stelle
auch meist eine Schwellung, Rötung und Wärmeentwicklung der Haut zu erkennen. Ein
alt bewehrtes Hausmittel gegen Entzündung ist Quark. Dieser zieht die Hitze aus
der betroffenen Stelle und kühlt somit nachhaltig. Den Quark auf die betroffene
Stelle auftragen, mit einem Stofftuch abdecken und ca. 1 Stunde einwirken
lassen, bis der Quark ganz warm und trocken ist. Das ist natürlich nicht für jede
Körperregion geeignet, aber z.B. für eine Entzündung in einem Gelenk perfekt.
Wenn ein Nerv durch verspannte oder verkürzte Muskeln so
irritiert wird, dass er Schmerzen meldet, ist natürlich wieder Dehnung das
Mittel der Wahl. Bei einer Dehnungsübung werden die gesamten Strukturen eines
Muskels auf Länge gebracht. Dazu gehören die Muskelfasern, die Faszie (die
Muskelhülle), die Sehne und der Nerv. Dehnung beeinflusst also die Muskulatur
und die Nerven gleichermaßen.
Körperwahrnehmung
Nimm dir Zeit für dich – für deinen Körper und erspüre, wie sich
dein Schmerz anfühlt.
Und dann tu etwas dagegen!
Und zwar etwas, was deinem Körper und deiner Gesundheit
wirklich hilft.
Für ein langes und gesundes Leben wünsche ich dir eine
schmerzfreie Zeit!
Deine Andrea
PS: Herr Müller ist ein frei gewählter Name, da ich die
Privatsphäre meiner Patienten natürlich schütze!