„Eine schwere Last auf den Schultern tragen“, „den Buckel krumm
machen“, „sich für etwas oder jemanden verbiegen“, „sich hin und her gerissen
fühlen“, „den Spagat zwischen mehreren Sachen schaffen“ – das alles sind
Redewendungen aus unserem Sprachgebrauch, die ganz deutlich zeigen, dass Körper
und Seele zusammenarbeiten und sich gegenseitig beeinflussen.
Warum kann
seelischer Stress körperliche Schmerzen auslösen?
Aktivität bedeutet Anspannung und Ruhe bedeutet Entspannung.
Beides ist lebensnotwendig. Kein Mensch kann 24 Stunden am Tag körperlich aktiv
sein. Irgendwann würde man dann „todmüde“ umfallen. Der Körper braucht den
Wechsel zwischen Aktivität und Ruhe.
Und auch deine Seele braucht die Ruhephase zum Regenerieren.
Wenn du permanent unter Stress stehst, weil du z.B. Angst hast, dir Sorgen
machst oder dich selbst überforderst, ist die seelische Belastung irgendwann so
groß, dass dein Körper mit in die Anspannung geht. Obwohl keine körperliche
Belastung vorhanden ist, sind deine Muskeln verspannt, ist deine Beweglichkeit
eingeschränkt und du hast vielleicht sogar Schmerzen.
Die
Kette reist am schwächsten Glied
Jeder Mensch kann an einer ganz anderen Stelle Schmerzen
bekommen, wenn er Stress hat. Es gibt keinen generellen Schmerzpunkt, der auf
Stress hindeutet. Wahrscheinlich hast du auch eine Schwachstelle, die sofort
wieder anschlägt, wenn es mal wieder zu viel wird. Und genau da reist der
Geduldsfaden deines Körpers, wenn du nicht auf ihn hörst.
Bei mir ist das ein Muskel zwischen dem linken Schulterblatt
und der Wirbelsäule, der verkrampf und schmerzt, wenn ich unter Zeitdruck
gerade. Zeitdruck bedeutet für mich puren Stress, da kann auch mein Körper
nicht entspannt bleiben.
Eine Landkarte
für Schmerzen
Abhängig von den Lebensumständen wechseln die Schmerzen manchmal
auch ihren Auftrittsort. Wenn dir etwas „auf den Magen schlägt“, hat das meist
etwas mit Ärger zu tun. Diese Umstände haben eine ganz andere Qualität, als
wenn dir etwas „an die Nieren geht“. Meist ist dann etwas sehr dramatisches,
schockierendes passiert und steht eher mit Trauer in Verbindung.
Auch hier weißt unsere Sprache wieder auf den Zusammenhang
zwischen Körper und Seele hin. Denn auch die inneren Organe in unserem Körper
beeinflussen die Seele und umgedreht wirkt sich dein seelisches Befinden auf
die Funktionsfähigkeit der Organe aus.
Sehr gut kann man das an den Reflexzonen des Körpers
ablesen. Das sind bestimmte Zonen an der Körperoberfläche, die in Verbindung
mit dem Inneren stehen. Diese Reflexzonen gibt es nicht nur an den Fußsohlen,
sondern auch am Rücken, an den Handinnenflächen und an den Ohren. Wie auf einer
Landkarte kann ein geschulter Therapeut an diesen Zonen ablesen, was im Inneren
vor sich geht.
Körperwahrnehmung
Der erste Schritt, der dich von den Schmerzen wegbringt, ist
sich den Zusammenhang zwischen Körper und Seele bewusst zu machen und genau zu
beobachten. Achte auf deinen Körper, deine Bewegungen, deine Haltung, aber auch
auf dein seelisches Befinden. Welche Gefühle, welche Gedanken, welche
Einstellungen hast du, wenn der Schmerz kommt. Finde heraus, was genau bei dir Stress
auslöst. Das können z.B. Zeitdruck, Leistungsdruck, Geldsorgen, die Anwesenheit
der Schwiegermutter oder vieles mehr sein.
Erst wenn du dir der Ursache bewusst bist, kannst du etwas
ändern. Und meist ändert sich mit der bloßen Tatsache des Bewusstwerdens schon
ganz viel von allein, ohne dass du dich großartig anstrengen musst. Veränderung
braucht Zeit und Geduld. Ändere Schritt für Schritt etwas in die richtige
Richtung. Nicht alles auf einmal. Das wäre wieder Stress für den Körper und die
Seele. Und das willst du ja nicht mehr.
Die
Seele baumeln lassen
Suche dir eine Oase für den Stressabbau. Du kannst dir anfangs
vielleicht einmal im Monat, später einmal in der Woche und dann sogar jeden Tag
– eine Auszeit fest legen, die du nur für dich selbst nutzt. Etwas was dir
richtig gut tut und Balsam für deine Seele ist. Sei da kreativ und probiere
verschiedene Möglichkeiten aus. Aber setzt dich nicht selbst unter Druck, das
wäre ja wieder stressig. Es gibt nur einen richtigen Weg – nämlich deinen.
Hier ein paar Ideen: Massage, Entspannungsübungen, Sauna,
gute Gespräche, gutes Essen, Zeit in der Natur verbringen, lesen, tanzen oder
an einem einsamen Ort laut schreien. Was auch immer dir gerade zum jetzigen
Zeitpunkt gut tut.
Ich wünsche dir ganz viel Zeit und Ruhe für ein langes und
gesundes Leben!
Deine Andrea